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Eine betörende Schönheit <br/>(Die Fitzhugh Trilogie, Band 1)

Dezember 2013
ebook
Originaltitel: Beguiling the Beauty
ISBN-13: 9781631280009
ISBN-10: 1631280007

Eine betörende Schönheit
(Die Fitzhugh Trilogie, Band 1)

„Komplexe, fesselnde Charaktere, eine ungewöhnliche, mitreißende Handlung und ein Schreibstil mit der Tiefe und Schönheit von Musik – was kann ein Leser mehr verlangen?“ – The Romance Dish

Eine unbedachte Bemerkung des Duke of Lexington kränkt die wunderschöne Venetia Easterbrook so sehr, dass sie auf Rache sinnt. Als sich dann die Gelegenheit bietet, es dem Herzog heimzuzahlen, greift sie zu und lässt sich auf ein gefährliches Spiel ein, bei dem sie leider zu spät erkennt, dass ihr Einsatz viel zu hoch ist.

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Leseprobe

Prolog

Es geschah an einem sonnigen Tag im Sommer des Jahres 1886.

Eine betörende Schönheit <br/>(Die Fitzhugh Trilogie, Band 1)

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Christian de Montfort, der junge Duke of Lexington, ein unbeschwertes Leben geführt.

Seine Leidenschaft galt der Natur. Als Kind konnte ihn nichts mehr erfreuen, als schlüpfenden Vogelküken dabei zuzusehen, wie sie sich durch ihre zerbrechlichen Eierschalen pickten, oder Stunden damit zuzubringen, die Schildkröten und Wasserläufer zu beobachten, die den Forellenbach der Familie bevölkerten. Er hielt Raupen in Terrarien, um ihre Metamorphose zu bestaunen – wunderschöne Schmetterlinge oder einfache Motten, beides entzückte ihn gleichermaßen. In den Sommern, die er an der See verbrachte, zog ihn die Welt der Watttümpel in ihren Bann, und er verstand instinktiv, dass er einem harten Überlebenskampf beiwohnte. Gleichermaßen brachten ihn die Schönheit und die Unwägbarkeiten des Lebens stets zum Staunen.

Nachdem er reiten gelernt hatte, verschwand er regelmäßig in die ländliche Umgebung seines imposanten Heims. Algernon House, der Familiensitz der Dukes of Lexington, lag in einem abgelegenen Winkel des Peak Districts. An dessen Horn- und Kalksteinhängen ging Christian mit einem Stallknecht im Schlepptau auf die Jagd nach Fossilien von Bauchfüßern und Weichtieren.

Gelegentlich stieß er auf Widerstand. Was seinen Vater anging, so hieß dieser die wissenschaftlichen Interessen des Sohnes in keiner Weise gut. Christian war jedoch von Geburt an mit einem Selbstvertrauen gesegnet, das zu entwickeln die meisten Männer Jahrzehnte brauchten, wenn es ihnen überhaupt gelang. Wann immer der alte Herzog über seinen so wenig standesgemäßen Zeitvertreib wetterte, erkundigte sich Christian lediglich gleichgültig, ob er es etwa seinem Vater nachtun und dessen Lieblingsbeschäftigung im gleichen Alter nachgehen sollte und den Dienstmädchen im Herrenhaus nachsteigen.

Als hätten ein derartiges Nervenkostüm und eine solche Abgeklärtheit nicht ausgereicht, war er zudem groß gewachsen, stattlich gebaut und im klassischen Sinne gutaussehend. Er glitt mit der Kraft und Unverwüstlichkeit eines Panzerschiffes durch das Leben, verfügte über ein sicheres Auftreten und war sich seiner Ziele wohl bewusst.

Sein erster flüchtiger Blick auf Venetia Fitzhugh Townsend bestätigte ihn nur noch mehr in dieser Gewissheit.

Das alljährliche Kricketspiel zwischen Eton und Harrow, ein Höhepunkt der Londoner Saison, war gerade für den Nachmittagstee der Spieler unterbrochen worden. Christian verließ den Harrow-Mannschaftspavillon, um mit seiner Stiefmutter zu sprechen – die, jüngst von ihrer Hochzeitsreise mit ihrem neuen Ehemann zurückgekehrt, genau genommen nicht länger seine Stiefmutter war.

Christians Vater, der verstorbene Herzog, war eine Enttäuschung für alle gewesen, da er so aufgeblasen wie lasterhaft gewesen war. Er hatte jedoch bei der Wahl seiner Ehefrauen eine glückliche Hand bewiesen. Christians Mutter, die zu früh gestorben war, als dass er sich noch an sie erinnern konnte, war allen Erzählungen zufolge eine wahre Heilige gewesen. Seine Stiefmutter hingegen, die nur wenig später in sein Leben getreten war, hatte sich als verlässliche Freundin und treue Verbündete erwiesen.

Vorhin, mitten im Spiel hatte er die verwitwete Herzogin gesehen. Aber jetzt stand sie nicht länger an derselben Stelle. Als er mit den Augen den gegenüberliegenden Rand des Spielfeldes absuchte, blieb sein Blick kurz an einer jungen Frau hängen.

Sie saß im hinteren Teil einer offenen Kutsche und verbarg ihr Gähnen anmutig hinter vorgehaltenem Fächer. Ihre Körperhaltung war entspannt, als hätte sie sich heimlich des Korsetts entledigt, das andere Damen zwang, steif wie Statuen dazusitzen. Wodurch sie sich allerdings wirklich von den anderen abhob, war ihr Hut – ein Krönchen aus apricotfarbenen Federn, das ihn an die Seeanemonen erinnerte, die ihn in seiner Kindheit so fasziniert hatten.

Sie klappte ihren Fächer zusammen, und er vergaß die Seeanemonen vollkommen.

Ihr Gesicht … Ihm stockte der Atem. Nie zuvor hatte er so strahlende, makellose Schönheit gesehen. Sie war keine Verlockung, sondern Verheißung, wie der Anblick der rettenden Küste für einen Schiffbrüchigen, und er, der sich seit seinem sechsten Lebensjahr auf keinem gekenterten Schiff mehr befunden hatte – und damals hatte es sich lediglich um ein umgekipptes Paddelboot gehandelt – fühlte sich plötzlich, als sei er sein Leben lang hilflos im Meer getrieben.

Jemand sprach ihn an. Er verstand kein einziges Wort.

Ihre Schönheit hatte etwas Urgewaltiges, wie eine turmhohe Gewitterwolke, eine dräuende Lawine oder ein bengalischer Tiger, der durch den dunklen Dschungel pirschte. Eine Erscheinung von unterschwelliger Bedrohlichkeit und zugleich überwältigender Vollkommenheit.

Er spürte einen stechenden, süßen Schmerz in der Brust: Sein Leben würde ohne sie nie mehr vollständig sein. Er hatte jedoch keine Angst, verspürte nur Begeisterung, Staunen und Verlangen.

„Wer ist das?“, fragte er niemand Bestimmten.

„Das ist Mrs Townsend“, antwortete niemand Bestimmtes.

„Sie ist ein bisschen zu jung, um Witwe zu sein“, sagte er.

Die Arroganz dieser Äußerung würde ihn in den kommenden Jahren noch lange erstaunen – dass er hörte, wie jemand sie Mrs Townsend nannte und er augenblicklich davon ausging, dass ihr Mann tot war. Dass er wie selbstverständlich davon ausging, dass nichts seinem Willen im Weg stehen konnte.

„Sie ist nicht verwitwet“, unterrichtete man ihn. „Sie ist tatsächlich voll und ganz verheiratet.“

Eine betörende Schönheit <br/>(Die Fitzhugh Trilogie, Band 1)

Ihm war niemand aufgefallen, der sie begleitete. Sie erschien ihm wie auf einer Bühne, allein und mitten im Rampenlicht. Nun aber sah er, dass sie von Menschen umgeben war. Ihre Hand ruhte leicht auf dem Arm eines Mannes. Ihr Gesicht war diesem Mann zugewandt, und wenn er sprach, lächelte sie.

Christian hatte sich immer für etwas Besonderes gehalten. Nun war er nur ein ganz gewöhnlicher Mann, der sich nach etwas verzehrte und sehnte, ohne das Verlangen seines Herzens je stillen zu können.

„Du hast dich heute ganz schön zur Schau gestellt“, bemerkte Tony.

Venetia klammerte sich an den Halteriemen. Der geschlossene Einspänner bewegte sich langsam durch Londons verstopfte Straßen, es war eigentlich nicht nötig, sich überhaupt irgendwo festzuhalten. Doch sie schien die Hände nicht von den Lederstreifen lösen zu können.

„Ein Spieler aus Harrow konnte nicht aufhören, dich anzustarren“, fuhr Tony fort. „Wenn ihm jemand Besteck gereicht hätte, hätte er dich ohne Zögern verschlungen.“

Sie gab keine Antwort. Wenn Tony sich in einer seiner Launen befand, war es sinnlos, irgendetwas zu sagen. Wolken zogen sich über ihnen zusammen. Unter ihren sich ausbreitenden Schatten wurden die Blätter grau – nichts in London entkam der Herrschaft des Rußes.

„Wäre ich nicht so diskret, würde ich ihm erzählen, dass du keine Kinder bekommen kannst. Du bist eine kunstvolle Täuschung Gottes, Venetia. Äußerlich so schön, aber nutzlos, wo es darauf ankommt.“

Seine Worte tropften wie Säure in ihr Herz, brannten und fraßen sich hinein. Auf dem Bürgersteig öffneten die Fußgänger ihre Regenschirme, die sie immer griffbereit hielten. Zwei dicke Tropfen trafen das Fenster der Kutsche. Sie rannen an der Fensterscheibe entlang und hinterließen lange, verwischte Schlieren.

„Es steht nicht fest, dass ich keine Kinder bekommen kann“, wandte sie ein. Sie hätte schweigen sollen. Ihr war bewusst, dass er sie nur provozierte. Doch irgendwie konnte sie bei diesem Thema nie schweigen.

„Wie vieler Ärzte bedarf es denn noch, um dich davon zu überzeugen? Nebenbei bemerkt, meine Freunde heiraten und haben innerhalb eines Jahres bereits einen Erben. Wir sind seit zwei Jahren verheiratet, aber du scheinst überhaupt nicht schwanger werden zu wollen.“

Sie biss sich auf die Innenseite ihrer Lippen. Die Schuld an ihrer Kinderlosigkeit konnte genauso gut bei ihm liegen, doch er weigerte sich, diese Möglichkeit auch nur in Betracht zu ziehen.

„Es wird dich jedoch freuen zu hören, dass dein Aussehen nicht vollständig nutzlos ist. Howard hat zugestimmt, sich an meiner Eisenbahngesellschaft zu beteiligen – und ich möchte meinen, er hat das getan, um mehr Gelegenheiten zu erhalten, dich zu verführen“, sagte Tony.

Endlich sah sie ihn an. Die Härte seiner Stimme spiegelte sich in seinem Gesicht wider, seine einst gewinnenden Züge wirkten nun versteinert und harsch. Solange er ihr den Hof gemacht hatte, hatte sie ihn unglaublich anziehend gefunden – lustig, klug und von Hunger nach Leben erfüllt. Hatte er sich wirklich so verändert, oder war sie blind vor Liebe gewesen?

Wenn er Howard doch dafür verachtete, dass er sie begehrte, warum ließ er ihn dann immer mehr zu einem Teil ihres Leben werden? Sie waren nicht auf die Eisenbahngesellschaft angewiesen. Ebenso wenig wie auf einen weiteren Quell für schlechte Laune bei ihm.

„Wirst du mich betrügen?“, wollte er plötzlich wissen.

„Nein“, sagte sie, mit einem Mal so unendlich müde. Seine Verachtung und die Ablehnung, die er ihr entgegenbrachte, waren in ihrer Ehe fast schon zur Normalität geworden. Das Einzige, was ihm wichtig war – oder zumindest schien es ihr manchmal so –, war ihre Treue.

„Gut. Nach dem, wozu du mich gemacht hast, ist mir die Treue zu halten das Mindeste, was du tun kannst.“

„Wozu habe ich dich denn gemacht?“ Sie mochte kein Musterexemplar einer Ehefrau sein, aber sie hatte sich stets untadelig verhalten. Sie umsorgte ihn, überzog nie das ihr zur Verfügung gestellte Nadelgeld und ermutigte Männer wie Howard in keiner Weise.

Seine Stimme klang bitter. „Stell keine dummen Fragen.“

Sie drehte sich wieder zum Fenster um. Der Gehsteig war unter einem Meer aus schwarzen Regenschirmen verschwunden.

Eine betörende Schönheit <br/>(Die Fitzhugh Trilogie, Band 1)

Selbst im Inneren der Kutsche spürte sie die einsetzende Kälte. Der Sommer würde in diesem Jahr früh enden.

Kurz darauf beendete Christian sein letztes Trimester in Harrow und ging zum Studium der Naturwissenschaften nach Cambridge. Im Sommer nach seinem zweiten Jahr am Trinity College nahm er an einer Ausgrabung in Deutschland teil. Auf seiner Rückreise nach Algernon House machte er in London Halt, um eine neue Lieferung Meeresfossilien in der naturhistorischen Abteilung des British Museum zu begutachten, Fossilien, die der Öffentlichkeit noch einige Monate vorenthalten bleiben würden.

Die Diskussion, die über die neuen Exponate entbrannte, war äußerst anregend. So anregend, dass Christian eine Einladung zum Abendessen mit dem Kurator und einigen seiner Kollegen annahm, statt seine Heimreise fortzusetzen. Im Anschluss daran entschloss er sich, eine Stunde in seinem Club zu verbringen, statt sich direkt in sein Stadthaus zu begeben, das ein paar wenige Bedienstete jederzeit in benutzbarem Zustand hielten. Die gute Gesellschaft war zum Ende der Saison aus London abgereist, er konnte davon ausgehen, weitestgehend ungestört zu sein.

Der Club war tatsächlich ziemlich leer. Mit einem Glas Brandy machte er es sich bequem und versuchte, die Times zu lesen.

Am Tag war es leichter. Seine Studien, sein Anwesen und seine Freunde nahmen Christians Zeit vollkommen in Anspruch. Doch in der Nacht, wenn es um ihn herum ruhig wurde und er mit seinen Gedanken allein war, dachte er allzu oft an die Frau, die ihm das Herz gestohlen hatte, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen.

Er träumte von ihr. Manchmal waren die Träume sehr lebhaft. Ihr nackter, schlanker Leib unter seinem, ihre Lippen flüsterten sinnliche Worte der Ermutigung in sein Ohr. Dann wieder blieb sie gänzlich unerreichbar für ihn, schritt von dannen, während er wie festgewachsen dastand, oder trat neben ihn, just nachdem er sich in eine Steinstatue verwandelt hatte. Er mühte sich und schrie in seinem marmornen Gefängnis, doch sie bemerkte es gar nicht, genauso gefühlskalt wie schön.

Jemand betrat die mit dunklem Holz getäfelte Bibliothek. Christian erkannte den Mann sofort: Anthony Townsend. Ihr Gatte.

Nach seiner Begegnung mit Mrs Townsend waren ihm die Jahre wie eine lange Lehrstunde über die bedrückenderen Aspekte des menschlichen Daseins erschienen. Zuvor hatte er weder Eifersucht noch Kummer oder Verzweiflung gekannt. Auch keine Schuld, die beim Anblick Townsends nun durch seine Adern pulste.

Er hatte dem Mann nie etwas Böses gewünscht – und in seinen Gedanken war er kaum jemals mehr gewesen als ein unbewegliches Hindernis auf seinem Weg. Doch er hatte in seiner Fantasie unzählige Male mit seiner Frau geschlafen. Und wenn Townsend etwas zustoßen würde, wäre er der Erste in der Schlange derer, die die Bekanntschaft seiner Witwe suchten.

Dies waren genug Gründe für Christian, dass er seinen Brandy hastig leerte und die Zeitung raschelnd beiseitelegte.

Er erhob sich zum Gehen.

„Ich habe Sie schon einmal gesehen“, bemerkte Townsend.

Nachdem er einen Moment lang wie gelähmt war, erwiderte Christian kühl: „Ich glaube nicht, dass wir uns schon einmal begegnet sind.“

Er bildete sich weniger auf die Geschichte seiner Familie ein als seine Vorfahren, doch er war so unnahbar wie jeder de Montfort.

Townsend blieb jedoch unbeirrt: „Ich sagte nicht, dass wir einander begegnet sind, aber ich kenne Ihr Gesicht von irgendwoher. Ja, jetzt erinnere ich mich. Lord’s Cricket Ground, vor zwei Jahren. Sie haben eine Kappe mit Streifen von Harrow getragen und meine Frau angegafft.“

Christians Spiegelbild im Fenster, eine Radierung aus Licht vor dem Hintergrund der dunklen Straße, zeigte einen Mann, der in Fassungslosigkeit erstarrt war, so, als ob er Medusa selbst in die Augen gesehen hatte.

„Ich kann mir nicht merken, wie meine Dienstmädchen aussehen, aber ich erinnere mich an die Gesichter aller Männer, die je nach meiner Frau gelüstet haben.“ Townsend klang seltsam teilnahmslos, als ob es ihm nichts mehr ausmachte.

Christians Wangen glühten, doch er sagte kein Wort: Ganz gleich wie geschmacklos es war, so über seine eigene Frau zu sprechen – und jene zu beschimpfen, die sie begehrten –, Townsend besaß jedes Recht dazu.

„Sie erinnern mich an jemanden“, fuhr Townsend fort. „Sind Sie mit dem verstorbenen Duke of Lexington verwandt?“

Wenn Christian seinen Namen nannte, würde Townsend ihn dann gegenüber seiner Gattin verunglimpfen? Er beobachtete, wie sich die Lippen seines Spiegelbildes bewegten. „Der verstorbene Herzog war mein Vater.“

Eine betörende Schönheit <br/>(Die Fitzhugh Trilogie, Band 1)

„Aber natürlich. Dann sind Sie Lexington. Sie wäre entzückt darüber, dass jemand von Ihrem Stand sie für begehrenswert hält.“ Townsend lachte, aber es klang trocken und humorlos. „Ihr Wunsch könnte sogar in Erfüllung gehen, Euer Gnaden. Aber überlegen Sie es sich noch einmal. Sonst ergeht es Ihnen am Ende womöglich noch wie mir.“

Diesmal konnte Christian seine Verachtung nicht für sich behalten. „Sie meinen, dass ich mit Fremden über meine Frau spreche? Das glaube ich eher nicht.“

„Das hätte ich früher von mir auch nicht gedacht“, entgegnete Townsend achselzuckend. „Entschuldigen Sie, Sir, dass ich Sie mit meinem unmännlichen Gerede aufgehalten habe.“

Er verneigte sich. Christian erwiderte das mit einem kurzen Nicken.

Erst am nächsten Tag fragte er sich, was Townsend wohl mit „Ihr Wunsch könnte in Erfüllung gehen“ gemeint hatte.

Townsends Todesanzeige stand noch in der gleichen Woche in der Zeitung. Schockiert stellte Christian Nachforschungen an und fand heraus, dass Townsend am Rande des Bankrotts gestanden hatte. Zudem schuldete er Juwelieren in London und auf dem Kontinent gewaltige Summen. Hatte er derart hohe Schulden angehäuft, um seine Frau bei Laune zu halten und so zu verhindern, dass ihr Blick zu ihren zahlreichen Bewunderern schweifte, die bereit waren, sich ihre Gunst mit großzügigen Geschenken zu erkaufen?

Ein Jahr und einen Tag nach seinem Tod heiratete Mrs Townsend erneut – eine unerhört frühe Wiederheirat in Anbetracht der üblichen Trauerzeit von zwei Jahren. Ihr zweiter Ehemann, ein Mr Easterbrook, war wohlhabend und dreißig Jahre älter als sie. Binnen kürzester Zeit kamen Gerüchte über eine zügellose Affäre in Umlauf, die sie direkt unter Mr Easterbrooks Augen mit keinem Geringeren als einem seiner besten Freunde unterhielt.

Ganz offensichtlich war Christians Angebetete eine oberflächliche, gierige und selbstsüchtige Frau, die den Menschen in ihrer Umgebung schadete und sie ausnutzte.

Er zwang sich, der Wahrheit ins Auge zu sehen.

Es war nicht übermäßig schwer, sie zu meiden. Er verkehrte nicht in denselben Kreisen wie sie, nahm nicht an der Londoner Saison teil und scherte sich auch nicht darum, bei welchen Festivitäten man unbedingt gesehen werden musste. Aus diesen Gründen war es nahezu unmöglich, dass er ausgerechnet ihr begegnete, als er aus dem Waterhouse Gebäude in der Cromwell Road trat, welches die naturgeschichtlichen Sammlungen des British Museums beherbergte.

Beinahe fünf Jahre waren vergangen, seit er sie das letzte Mal gesehen hatte. Sie war mit der Zeit nur noch schöner geworden. Sie schien strahlender, anziehender und gefährlicher als je zuvor.

Er war Feuer und Flamme. Es spielte keine Rolle, was für eine Frau sie war, solange sie die Seine werden würde.

Er wandte sich ab und ging davon.

KAPITEL 1

Cambridge, Massachusetts
1896

Das Ichthyosaurierskelett im Harvard Museum für vergleichende Zoologie war unvollständig. Da der Fischsaurier jedoch einer der ersten war, die auf amerikanischem Boden, genauer im Staate Wyoming, gefunden worden war, wollte ihn die amerikanische Universität verständlicherweise unbedingt ausstellen.

Venetia Fitzhugh Townsend Easterbrook trat näher, um seine winzigen Zähne zu betrachten, die an die Klinge eines gezackten Brotmessers erinnerten und darauf hindeuteten, dass er sich von weichen Meerestieren ernährt hatte. Tintenfische, vielleicht, die es in den Meeren des Trias im Überfluss gegeben hatte. Sie begutachtete die winzigen Knochen der Flossen, die wie Maiskörner an ihrem Kolben aneinander passten. Sie zählte seine vielen Rippenknochen, gebogen, lang und dünn wie die Zacken eines Kammes.

Nachdem dem Anschein wissenschaftlicher Genauigkeit genüge getan war, erlaubte sie sich, zurückzutreten und die Länge der Kreatur auf sich wirken zu lassen. Dreieinhalb Meter vom einen zum anderen Ende, obwohl der Großteil des Schwanzes fehlte. Ehrlich gesagt, beeindruckte sie die Größe der prähistorischen Tiere immer am meisten.

„Ich sagte doch, dass sie hier ist“, vernahm sie eine bekannte Stimme – die ihrer jüngeren Schwester Helena.

„Und wie recht du hast“, sagte Millie, die Frau ihres Bruders Fitz.

Venetia drehte sich um. Helena war ohne Schuhe einen Meter achtzig groß. Als ob sie damit nicht schon genug Aufmerksamkeit erregen würde, besaß sie zudem rotes Haar, und zwar das schönste und prächtigste seit Königin Elisabeth I., ergänzt durch malachitgrüne Augen. Millie konnte mit ihrem einen Meter sechzig, den braunen Augen und braunen Haaren in einer Menschenmenge leicht übersehen werden – obgleich dies ein Fehler gewesen wäre, denn Millie war eine zarte Schönheit und viel tiefgründiger, als sie auf den ersten Blick erkennen ließ.

Eine betörende Schönheit <br/>(Die Fitzhugh Trilogie, Band 1)

Venetia lächelte. „Hat euch die Befragung der Eltern weitergebracht, meine Lieben?“

„Ein wenig“, antwortete Helena.

Die zukünftigen Absolventinnen von Radcliffe, einem College für Frauen, das zu Harvard gehörte, würden die ersten sein, deren Abschlusszeugnisse die Unterschrift des Präsidenten trugen – ein Privileg, das ihren englischen Kommilitoninnen am Lady Margaret Hall und am Girton rundheraus verwehrt blieb. Helena war hier, um für das Queen Magazin über die jungen Damen und diesen denkwürdigen historischen Moment zu schreiben. Venetia und Millie begleiteten sie auf ihrer Reise als Anstandsdamen.

Oberflächlich betrachtet schien Helena, eine erfolgreiche junge Frau, die am Lady Margaret Hall studiert hatte und gegenwärtig einen kleinen, aber erfolgreichen Verlag besaß, die perfekte Autorin für einen derartigen Artikel. In Wirklichkeit hatte sie sich jedoch vehement gegen den Auftrag gewehrt.

Doch ihre Familie hatte Grund zu der Annahme, dass die unverheiratete Helena sich auf eine Affäre eingelassen hatte, die sie in den Ruin treiben konnte. Es war eine äußerst verzwickte Situation. Helena war mit ihren siebenundzwanzig Jahren nicht nur schon längst mündig, sie hatte auch ihr Erbe bereits angetreten – war also in einem Alter und finanziell in einer Lage, in der man sie nicht zwingen konnte, sich schicklicher zu benehmen.

Venetia, Fitz und Millie hatten sich den Kopf darüber zerbrochen, was sie tun konnten, um die geliebte Schwester zu schützen. Letzten Endes hatten sie den Entschluss gefasst, Helena außer Reichweite der Versuchung zu bringen, ohne je ihre wahren Gründe dafür zu nennen. Sie hatten die Hoffnung, dass sie zur Besinnung kommen würde, sobald sie ein wenig Zeit und den Abstand hatte, über ihre Entscheidung nachzudenken.

Venetia hatte den Herausgeber des Magazins Queen praktischbestochen, damit er Helena den Auftrag in Amerika anbot, und hatte sich dann daran gemacht, deren Widerstand dagegen zu untergraben, England zu verlassen. Sie waren zu Beginn des Frühlingssemesters im Bundesstaat Massachusetts eingetroffen. Seitdem hatten Venetia und Millie dafür gesorgt, dass Helena mit einer steten Abfolge von Interviews, Unterrichtsbesuchen und Lehrplanstudien mehr als genug zu tun hatte.

Allerdings würden sie Helena nicht viel länger auf dieser Seite des Atlantiks halten können. Statt ihn zu vergessen, schien sich Helena unter der erzwungenen Trennung nur noch heftiger nach demjenigen zu sehnen, den sie zurückgelassen hatte.

Wie zu erwarten, setzte Helena erneut zu Protest an. „Millie hat mir erzählt, dass du noch weitere Interviews arrangiert hast. Ich habe doch gewiss inzwischen genug Material für einen Artikel gesammelt. Noch mehr und ich kann ein ganzes Buch über das Thema schreiben.“

Venetia und Millie wechselten einen Blick.

„Es ist vielleicht gar keine schlechte Idee, genug Material für eine längere Abhandlung zu haben. Du kannst sie selbst veröffentlichen“, sagte Millie auf ihre ruhige, einfühlsame Art.

„Das stimmt. Aber so vortrefflich ich die Damen des Radcliffe College auch finde, ich habe nicht vor, ihnen noch viel mehr Zeit meines Lebens zu widmen“, antwortete Helena in scharfem Ton.

Siebenundzwanzig war ein schwieriges Alter für eine unverheiratete Frau. Heiratsanträge wurden selten, die Londoner Saison wandelte sich von einem aufregenden Ereignis zu nicht enden wollender Pflicht. Die Möglichkeit, als alte Jungfer zu enden, rückte bedrohlich näher, aber dennoch musste sie überallhin begleitet werden, entweder von einer Bediensteten oder von einer Anstandsdame.

War dies der Grund dafür, dass Helena, die Venetia für die scharfsinnigste und klügste von ihnen gehalten hatte, rebelliert und sich dazu entschlossen hatte, nicht länger vernünftig zu sein? Diese Frage hatte Venetia noch nicht gestellt. Niemand hatte das bisher gewagt. Sie alle wollten so tun, als sei der Fehltritt auf Seiten Helenas nie geschehen. Ihn einzugestehen hätte bedeutet, zur Kenntnis zu nehmen, dass Helena auf den Ruin zusteuerte – und dass keiner von ihnen der unkontrollierbaren Talfahrt Einhalt gebieten konnte, die ihre Affäre nun einmal war.

Venetia hakte sich bei Helena unter. Es war besser für sie, wenn sie sie so lange wie möglich von England fernhielten, aber sie mussten sie mit List dazu bringen, statt sie zu zwingen.

„Wenn du dir sicher bist, dass du genug Material hast, dann werde ich den verbleibenden Eltern, die wir wegen eines Interviews kontaktiert haben, schreiben, dass ihre Teilnahme nicht länger nötig ist“, erklärte sie, während die Frauen die Türen des Museums aufstießen.

Eine kalte Böe wehte ihnen entgegen. Helena zog ihren Umhang enger um sich und wirkte gleichzeitig erleichtert und argwöhnisch. „Ich bin sicher, dass ich genug Material habe.“

„Dann werde ich ihnen schreiben, sobald wir unseren Tee eingenommen haben. Um die Wahrheit zu sagen, ich war in letzter Zeit selbst ein wenig rastlos. Jetzt, da du deine Arbeit beendet hast, können wir die Gelegenheit nutzen, ein paar Sehenswürdigkeiten zu besichtigen.“

„Bei diesem Wetter?“, fragte Helena skeptisch.

Der Frühling in Neuengland war grau und kühl. Der Wind blies wie mit feinen Nadelstichen gegen Venetias Wangen. Die Backsteinbauten überall um sie herum sahen so mürrisch und streng aus wie die Puritaner, die seinerzeit die Universität gegründet hatten. „Du lässt dich doch sicherlich nicht von dem bisschen Kälte abhalten. Wir werden so bald nicht wieder nach Amerika kommen. Bevor wir abreisen, sollten wir so viel von dem Kontinent sehen, wie wir können.“

Eine betörende Schönheit <br/>(Die Fitzhugh Trilogie, Band 1)

„Aber mein Geschäft – das kann ich unmöglich länger vernachlässigen.“

„Das tust du doch auch nicht. Du hast dich über alles auf dem Laufenden gehalten.“

Venetia hatte gesehen, wie viele Briefe Helena von ihrem Verlag erhalten hatte. „Wir werden dich ohnedies nicht noch viel länger aufhalten. Du weißt, wir müssen zur Saison zurück in London sein.“

Ein besonders heftiger Windstoß riss ihr fast den Hut vom Kopf. Ein Mann, der auf dem Bürgersteig stand und gerade Plakate ankleisterte, hatte Schwierigkeiten, seinen Stapel Papiere festzuhalten. Eines der Blätter entkam seinem Griff und wehte zu Venetia. Sie schnappte sich den Zettel, bevor er auf ihrem Gesicht festkleben konnte.

„Aber …“, begann Helena erneut.

„Ach komm, Helena“, sagte Venetia in strengem Tonfall. „Sollen wir etwa denken, dass du dich nicht über unsere Gesellschaft freust?“

Helena zögerte. Nichts war offen angesprochen worden, und vielleicht würde auch nichts je zur Sprache gebracht werden, aber sie konnte sich die Gründe für ihren überstürzten Aufbruch aus England denken. Zudem fühlte sie sich zumindest ein wenig schuldig dafür, das Vertrauen, das ihre Familie in sie gesetzt hatte, so umfassend missbraucht zu haben.

„Oh, na gut“, lenkte sie unwillig ein.

Millie, die auf Venetias anderer Seite ging, formte lautlos mit den Lippen ein Gut gemacht.

„Und was steht auf dem Plakat?“

Venetia hatte das aufgefangene Stück Papier völlig vergessen. Sie versuchte, es zu voller Größe aufzufalten, doch der Wind ließ es vor und zurück flattern – und entriss es ihr schließlich ganz. Ihr blieb nur eine Ecke, auf der American Society of Nat stand.

„Ist das der Gleiche?“ Millie zeigte auf den Laternenpfahl, an dem sie gerade vorbeigegangen waren.

Auf dem Aushang, der auf dort klebte, stand:

Die American Society of Naturalists und die Boston Society of Natural History

präsentieren gemeinsam

Lamarck und Darwin: Wer hat recht?

Seine Gnaden, der Duke of Lexington

Donnerstag, 26. März, 15:00 Uhr

Sanders Theatre, Harvard University

Der Öffentlichkeit zugänglich

Eine betörende Schönheit <br/>(Die Fitzhugh Trilogie, Band 1)

„Du meine Güte, es ist Lexington.“ Venetia griff nach Millies Arm. „Er wird hier nächsten Donnerstag einen Vortrag halten.“

Der gesamte englische Adel hatte darunter zu leiden, dass er durch stark gesunkene Einnahmen aus der Landwirtschaft einen Teil seines Wohlstands einbüßte. Egal wohin man blickte, allerorten kapitulierte ein Lord nach dem anderen vor undichten Dächern und verstopften Rauchfängen. Venetias Bruder Fitz beispielsweise hatte mit neunzehn Jahren des Geldes wegen heiraten müssen, nachdem er unerwartet nicht nur einen Grafentitel, sondern auch die dazugehörigen praktisch bankrotten Ländereien geerbt hatte.

Der Duke of Lexington kannte solche Unannehmlichkeiten jedoch nicht. Er profitierte aufs Erfreulichste davon, beinahe die Hälfte der besten Liegenschaften in London zu besitzen. Sie waren der Familie von der Krone überlassen worden, als ein Großteil noch einfaches Weideland war.

Er nahm kaum am Leben der guten Gesellschaft teil – man scherzte häufig darüber, dass eine junge Dame, wenn sie sich Hoffnung auf seine Hand machen wollte, eine Landkarte in der einen und eine Schaufel in der anderen Hand haben müsse. Er konnte es sich leisten, sich rar zu machen: Er hatte es nicht nötig, am Gerangel um die gerade verfügbaren Erbinnen teilzunehmen und darauf zu hoffen, dass sein Titel ihm dazu verhalf, ein riesiges Vermögen an Land zu ziehen. Stattdessen reiste er an entlegene Orte, grub nach Fossilien und veröffentlichte Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften.

Dies war äußerst bedauerlich. Denn jedes Mal, wenn Venetia und Millie die Köpfe zusammensteckten und Helena wegen einer weiteren erfolglosen Saison bemitleideten, kam das Gespräch unweigerlich auf Lexington.

Sie sagte, Belfort sei nicht ernst genug.

Ich wette, Lexington ist ein Muster der Ernsthaftigkeit und hoher Gesinnung.

Sie fand, Linwood grinste zu lüstern.

Man sagt, Lexington habe in seinem gesamten Leben noch keinen lasterhaften Gedanken gehabt.

Widmore ist viel zu altmodisch. Helena ist überzeugt davon, dass er sich über ihre Geschäfte beschweren würde.

Lexington ist modern und zudem exzentrisch. Ein Mann, der nach Fossilien gräbt, hätte gewiss nichts gegen eine Frau einzuwenden, die Bücher veröffentlicht.

Sie meinten das nicht wirklich ernst. In Wahrheit war Lexington vermutlich arrogant und nicht unbedingt umgänglich, wie es bei Menschen seines Schlages häufig der Fall war. Doch solange sie noch nicht seine Bekanntschaft gemacht hatten, konnten sie in ihm gefahrlos einen zarten Hoffnungsschimmer für ihr zunehmend entmutigenderes Unterfangen sehen.

Dass es so schwierig war, für Helena einen Ehemann zu finden, verblüffte sie alle. Helena war liebenswert, intelligent und hübsch. Sie erschien Venetia nie unvernünftig oder irgendwie besonders schwer zufriedenzustellen. Und dennoch hatte sie seit ihrer ersten Saison reihenweise sympathische, durch und durch geeignete Herren abgewiesen, als handele es sich um eine Horde mörderisches Gesindel, die ihr Geschäft gewohnheitsmäßig auf dem Rasen verrichteten.

„Du wolltest Lexington schon immer einmal treffen, nicht wahr, Venetia?“, fragte Millie.

Es war interessant, dass Millie mit ihrer stillen, vertrauenserweckenden Art die überzeugendste Lügnerin unter ihnen war. Venetia griff das Stichwort sofort auf. „Er mag Fossilien. Das reicht vollkommen aus, um einen Mann für mich interessant zu machen.“

Sie gingen über den Campus der juristischen Fakultät. Die kahlen Bäume zitterten im Wind. Der Rasen war unter der Schneedecke des gestrigen Tages nicht zu sehen. Das runde, im romanischen Stil gebaute Auditorium Maximum war wahrscheinlich eine Auflehnung gegen die streng rechteckige und gleichförmige Architektur überall sonst auf dem Universitätsgelände.

Eine entgegenkommende Gruppe Studenten wurde langsamer und blieb stehen, um Venetia anzugaffen. Sie nickte abwesend in ihre Richtung.

„Du möchtest also diesen Vortrag besuchen?“, fragte Helena, während sie das Plakat betrachtete. „Er findet erst in über einer Woche statt.“

„Stimmt, aber zu Hause in England war es bisher unmöglich, ihn kennenzulernen. Wisst ihr eigentlich, dass er sogar sein eigenes, privates naturgeschichtliches Museum in Algernon House haben soll? Wäre ich dort Hausherrin, mein Glück wäre vollkommen.“

Helena runzelte leicht die Stirn. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass du jemals besonderes Interesse an ihm gezeigt hättest.“

Eine betörende Schönheit <br/>(Die Fitzhugh Trilogie, Band 1)

Weil sie das auch nicht getan hatte. Doch was für eine Schwester wäre sie, hätte sie nicht dafür gesorgt, dass der begehrenswerteste – und womöglich passendste – Junggeselle in ganz England Helena vorgestellt wurde? „Naja, er ist eine gute Partie. Es wäre zu schade, ihn nicht zu treffen, wenn sich die Chance bietet. Und während wir auf ihn warten, können wir anfangen, uns die Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Es gibt ein paar herrliche Inseln jenseits von Cape Cod, habe ich gehört. Connecticut soll sehr schön sein, und Montreal ist nur eine kurze Zugfahrt entfernt.“

„Wie aufregend“, pflichtete Millie bei.

„Ein bisschen Ruhe und Entspannung, bevor die Saison wirklich anfängt“, sagte Venetia.

Helena presste die Lippen zusammen. „Der Herzog sollte die ganze Mühe besser wert sein.“

„Ein Mann, der ein Vermögen an Geld und Fossilien hat?“ Venetia tat so, als ob sie sich Luft zufächelte. „Er wird jede Mühe wert sein. Das wirst du schon sehen.“